Kasseler Jugendsymposium

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Die Allmacht des Finanzmarkts und der Kampf gegen das Ohnmachtsgefühl und die Politikverdrossenheit der Jugend – Das Kasseler Jugendsymposion.

Fast täglich werden die Bürger und damit auch die Jugendlichen mit der Krise des Finanz- und Wirtschaftsystems konfrontiert. Derzeit stehen die Stabilität des Euro und die Frage, ob Politik gegenüber den Baken und Hedgefonds überhaupt noch regulierende Macht besitzt, im Vordergrund. Ist die Krise Produkt der Gier von Spekulanten oder das Produkt einer Gesellschaft, die ihre Gegenwart auf Pump der nächsten Generationen saniert, ohne dabei die davon Betroffenen zu fragen? Haben ethische Gesichtspunkte im Umgang mit Geld in der modernen Finanzwelt überhaupt noch Platz? Mit solchen Fragen sehen sich die Heranwachsenden konfrontiert. Denn schließlich geht es, so die laufend überbrachte Botschaft, hier um Auswirkungen, die vor allem ihre Biographien betreffen werden. Das Hauptproblem: überhaupt zu verstehen, worum es bei den komplexen Prozessen der Finanzwelt eigentlich geht.

Das Thema des 2. Kasseler Jugendsymposion, zudem sich ca. 200 Schülerinnen und Schüler, die sich an Waldorfschulen durch ihr Interesse und Engagement für politische und gesellschaftliche Fragen profilierten, vom 3.-6.Juni im Haus der Kirche versammeln, ist GELD. „Damit wollen wir einen Akzent gegen das drohende Ohnmachtsgefühl, gegen Rückzug, Gleichgültigkeit und Politikverdrossenheit der Jugendlichen setzen“, so Michael Zech, einer der Veranstalter. Und Prof. Dr. Wilfried Sommer ergänzt: „ Es geht darum die Jugendlichen über die Schule hinaus mit den wesentlichen Problemen unserer Zeit zu konfrontieren, ihnen dabei aber die Möglichkeit zu Einblicken zu geben. Sie sollen ermutigt werden, ihre gesellschaftliche Mitverantwortung mündig zu übernehmen.“

Das Konzept der Symposien, so die Initiatoren, ziele darauf ab Schülerinnen und Schüler mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur in einen Dialog treten zu lassen, um an den zentralen und brisanten Themen der Zeit zu arbeiten.

Wie das in Vielfalt geschehen kann, bezeugt die Liste der Vortragsredner: Prof. Dr. Silja Graupe (Alanus Hochschule); Mark Schieritz (DIE ZEIT); Thomas Losse-Müller (GTZ/ Finanzexperte DIE GRÜNEN); Eva Scheeweiß (GLS Bank); Prof. Dr. Harald Spehl (Universität Trier) sowie Christian Felber (ATTAC-Österreich).

Neben dem Bedürfnis, über hinreichend Geld zu verfügen, ist für viele Menschen das Geld etwas, von dem Sie das Gefühl haben, es nicht zu durchschauen. Welche Ebenen umfasst das Phänomen „Geld“? Wie ist das Verhältnis Finanzmarkt – Realwirtschaft (Leistungen/ Produktion/Arbeit)? Ist Geld Wertspeicher oder Leistungsspeicher? „Wir wollen versuchen, an die Stelle diffuser Eindrücke klare Erkenntnisse zu setzen“ erläutert Zech. Längst ist dabei auch den Schülern klar: Das Thema betrifft nicht nur die Wirtschaft, sondern auch das soziale Leben und den Bereich der Kultur. Und weitere Fragen schließen sich an: die Klärung des Verhältnisses von Geld zu Konsum (Konsumfähigkeit) sowie, da Geld mit Handlungsoptionen zu tun hat, ethische Fragen, also: wer verliert, wenn jemand gewinnt bzw. wie kann Geld zur Unterstützung von Eigeninitiative ökonomisch und sozial initiativ eingesetzt werden? Entscheidend bei diesem Symposion: die Jugendlichen werden hier nicht instruiert, sondern werden in Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Standpunkten ihren eigenen definieren können.

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